Aus Aachener Zeitung vom 27.4.2001

"Aachens City ist ein Flickenteppich“

MIT‑Gespräch zur Entwicklung der Innenstadt ‑ Fachleute diskutieren und reden Tacheles

 

Von Peter Sellung

 

Aachen. Deutlicher war es kaum zu sagen: "Der Gestaltungsbedarf ist in dieser Stadt derart mit Händen zu greifen, dass man sich fragt, warum niemand zupackt.« Wolfgang Schultes war es, &r beim Gesprächsabend der CDU‑Mittelstands‑ und Wirtschaftsvereinigung Tacheles sprach. Und er weiß wovon er spricht, denn Wolfgang Schultes gehört zum Büro Faltin-Scheuvens‑Wachten, das zur Zeit das Aachener Innenstadtkonzept erarbeitet. Er schaut mit dem unvoreingenommenen, gleichwohl analytischen Blick des Nicht-Aacheners auf die Stadt und, hat festgestellt: "Aachens Innenstadt ist ein Flickenteppich, wie in kaum einer anderen Stadt." Es fehle an Orientierung, Zuordnung und vor allem ‑ an Aufenthaltswert. "Die Antoniusstraße schlägt dabei manche Geschäftsstraße um Längen." Für korrigierbar hält er die Situation, denn es gebe viele schöne Ecken und interessante Geschäfte" aber man findet sie schwer“. Schon nach jetzigem Stand der Untersuchungen seines Büros könnte man klar sagen, was in welchem Ladenlokal angeboten werden soll, "um die Wege durch die Stadt zu attraktivieren und zu beleben“. Die Stadt habe allerbeste Zulaufbedingungen, "die kann und muss man nutzen". Den oft bemühten Vergleich mit Maastricht deutet Schultes anders als die meisten: "Maastricht hat gegenüber Aachen keinen wirklichen Vorteil.« Metzgereien. Auf dem Weg zum  schlüssigen, auf breiter Basis getragenen Konzept sieht Schultes eine Hürde: „Die schlechte Laune ist in Aachen ein ständiger Begleiter." Und: „Man bekommt hier sehr oft gesagt, warum etwas nicht geht.“ Professor Dr. Erich Greipl, Mitglied auf der Geschäftsführung der Metro  Vermögensverwaltung und Generalbevollmächtigter der Metro AG, analysiert den Wandel im Einzelhandel. Flilialisierung und Kooperationen nähmen zu. Aber – er machte das an vielen Zahlen fest – die Innenstädte hätten eine deutliche Chance gegen die Konkurrenz auf der grünen Wiese. In Aachen selber sieht er eine überdurchschnittliche Zentralität, die allerdings abnehme. Es sei Aufgabe der Stadt ihre Planungshoheit umzusetzen. Seine Ratschläge: Ein Gesamtkonzept muss erstellt und in seiner Akzeptanz gesichert werden, die Abstimmung zwischen benachbarten Kommunen müsse verbessert werden, Stadt‑ und Handelsmarketing sollten integrierend abgestimmt werden und die Planungs‑ und Investitionssicherheit sollte erhöht werden. Dafür müßte es Analysen und daraus erwachsende Konzepte geben. Damit die dann aber auch umgesetzt, braucht die. Stadt einen starken Manager, und das darf kein gerade kein gerade examinierter Wirtschaftsgeograph sein, der nicht einmal das Geld hat, Kopien zu machen. Dass muß ein wirklicher Manager sein."

 

Wie Schultes sieht auch Greipl die Zukunft der Stadt in einem klaren, verlässlichen und akzeptierten Gesamtkonzept, das von einem starken' Menschen als Stadtmanager umgesetzt wird. Er hätte dann Möglichkeiten, die Grundstückseigentümer zu motivieren, denn ohne die gehe kaum etwas. Zum Beispiel sind sich die beiden auch einig, dass es in Aachen zu weitläufige Innenstadt gibt. Konzentration und Positionierung sind die bessern Wege, als neue Geschäftsflächen zu errichten.“ Auchdas sei Inhalt eines Konzept

 

Dem Einwand des auch anwesenden neuen Planungsdezenenten Lars Möller, dass er neben der Entwicklung von Konzepten auch einzelne. Maßnahmen umsetzen wolle, "denn das ist das Marketing“, hielt Greipl entgegen: "Unternehmer werden sich nur bewegen, wenn ihre Forderungen an die Stadt erfüllt sind: Und das. sind klare Konzepte." Und:“Investoren kommen nur, wenn sie eine klare Perspektive haben. Innerstädtische Entwicklung kann man nicht dem Zufall überlassen“

 

 

 

 

Abbildung 1 Moderator und Ehrengast: Dr. Ulrich Daldrup (links) hatte Professor Dr. Erich Greipl von der Metro eingeladen. Foto: Andreas Schmitter